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Brütal Legend

Hallowed Be thy Name

Tim Schäfer… Day of the Tentacle, Grim Fandango und Psychonauts….
Gestandene Adventure Fans sollten bereits bei seinem Vornamen in Ekstase und Lobgesänge verfallen. 
Wer noch nie etwas von Herrn Schäfer bzw von den oben aufgelisteten Spielen gehört hat sollte zurück auf die Gamerschulbank und etwas Videospielgeschichte pauken. 
Schäfers neuster Geniestreich ist die Heavy Metal Persiflage Brütal Legend. Nachdem Activision neben dem Ghostbusters Spiel auch Brütal Legend aus dem Programm gekickt hatte nahm sich EA dem Spiel an und brachte es im „Rocktober“ heraus. Ein herzliches Dankeschön aus den Tiefen unserer dunklen Seelen .

One Roadie one World

Eddie Riggs ist ein Roadie. Der beste seines Fachs. Für eine mehr oder weniger androgyne Punk Band verlegt er Kabel, baut Bühnensets und kümmert sich mit Hingabe um die Instrumente. Jedoch sehnt er sich nach der Zeit in der die Musik noch „echt“ war. Als es schließlich zu einem Bühnenunfall kommt in der Eddie von einem Stück seiner selbst erbauten Bühne erschlagen wird, tropft etwas von seinem Blut auf seine „magische“ Gürtelschnalle die prombt ein riesiges Monster beschwört.

Dieses packt den bewusstlosen Roadie und nimmt ihn in die Antike des Metal Zeitalters mit. In der seltsamen Welt angekommen, gewöhnt sich der verwirrte Roadie schnell an seine ungewöhnlichen Umstände und erfährt, dass die Menschheit vom Imperator Doviculus und seinem General Lionwhyte von der Hair Metal Fraktion tyrannisiert wird. 
Ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben warum es Ihn in diese Welt verschlagen hat schießt er sich einer noch kleinen Rebellentruppe an mit denen er die dunkle Herrschaft von Inperator Doviculus beenden will.
Für viele Lacher sorgt hierbei die abgedrehte Welt, die Gebrauch von allen gängigen Klischees und der Symbolik der Heavy Metal Kultur macht. Jedoch würdigt Sie auch die Kultur und parodiert sie nicht nur.
Die ständigen Anekdoten, Parodien und die sehr gut geschriebenen Dialoge sorgen für Dauergrinsen während dem spielen.

Hand of Doom

Habt Ihr Hand an den Controller gelegt kommt einem in den ersten Spielminuten das Spiel wie ein billiger Klon von God of War oder Golden Axe vor.
Dieser Eindruck verfliegt jedoch sehr schnell. Spätestens dann wenn Eddie komplett ausgerüstet mit Streitaxt und seiner Gitarre Clementine (die Blitze verschießt) die bizarren Gegner in Blutlachen aufgehen läßt.
Mit einer übersichtlichen Comboliste ausgerüstet werden die ersten Handlanger des Imperators niedergestreckt. Als die „Kuttenträger“ jedoch an Anzahl zunehmen begegnet mann der atraktiven Rebellenkämpferin Ophelia. Mit derer Unterstützung sowie einem in kürzester Zeit von Eddie zusammengebauten Fahrzeug namens „Druidenpflug“ (der Stark an „Dragula“ aus der Serie „Monsters“ erinnert) erlegt man den ersten Boss.

Nach den ersten doch recht linearen Minuten findet man sich in einer Open-World Landschaft wieder, die dank eurem motorisierten Gefährt schnell erforscht werden kann. Leider gibt es wenig zu entdecken in dieser riesigen Welt. Bis auf verstecke Sammlerobjekte wie zu befreiende Drachen (die Lebenskraft erweitern), neuen Zaubersprüchen für Eddies Gitarre oder Aussichtsplattformen dient die Oberwelt nur als Kampfplatz und Hort einzelner storyträchtiger Schauplätze.

Sobald die ersten Missionen erfüllt sind, eröffnen sich zwar bald etliche Sekundärmissionen, die jedoch aufgrund immer gleicher Missionsziele schnell von Eintönigkeit geplagt werden.
Missionstypen wie Checkpunkt-Rennen oder Verteidigungsszenarios bieten auf Dauer zu wenig Abwechslung. Die einzigen Gründe diese Sidemissions zu bestreiten sind Belohnungen von den Titanen des Rock und Erfolge.

Die Titanen des Rock belohnen jede von Eddies Errungenschaften mit Feuertributen, die vom Hüter des Metal, (verkörpert von keinem geringeren als Ozzy Osbourne), in Upgrades investiert werden können.
Upgraden könnt ihr dabei euren Druidenpflug (mit Waffensystemen und Panzerungen) oder die Punkte in euch selbst investieren und ein paar neue Angriffsroutinen erlernen.
Wer die Punkte lieber in Stein verewigen will kann das Antlitz von Mount Rockmore verschönern 
(eine schöne Hommage an Deep Purples – Deep Purple in Rock Album).

The Battle of Tyr

Brütal Legend ist keineswegs ein hirnloses Hack n Slay in dem es ausschließlich darum geht die Zahl der Gegner durch ständiges Button drücken zu dezimieren.
In jedem Strategie-Szenario stehen sich die zwei Kontrahenten (bzw. zwei Bands) mit ihren Bühnen gegenüber, von der aus die Truppen wie die Headbanger, Rausschmeisser oder Roadies (welche im Sinne von Nahkämpfern, Heilern, Fernwaffenexperten entsprechen). Diese verfügen natürlich über ihre jeweiligen Stärken und Schwächen.
Die Hauptressource für das erstellen von Truppen und den Ausbau der eigenen Bühne sind Fans.

Diese geisterartigen Wesen schießen aus Geysiren die man mit einem gelungenen Gitarrensolo für sich gewinnen kann. Anschließend werden Merchandisestände um die Geysire herumgebaut und die Fans werden mit Tshirts und anderen Fanartikeln versorgt.
Das bekannte Problem für Strategiespiele auf Konsolen genügend Komplexität zu bieten, ohne die Steuerung oder den Bildschirm zu überladen besteht hier erfreulicher weise nicht.
So lassen sich Wegepunkte setzen, mit denen Truppen auch ohne Sichtkontakt zum Angriffsort 
schnell auf die andere Seite des Schlachtfelds geschickt werden können und per D-Pad können grundlegende Befehle wie Angreifen, Verteidigen und Folgen erteilt werden.
Im Laufe des Spiels wachsen unserem Roadie Dämonenflügel die es ihm erlauben zu fliegen. 
Das kommt einem sehr gelegen um sich einen Überblick über das Kampfgeschehen zu machen und seine Truppen zu dirigieren.

Natürlich kann man auch jederzeit selbst in das Geschehen eingreifen und befehligt nicht nur seine Truppen.
Besonders nützlich sind dabei Team-Attacken, die mit individuellen Einheiten ausgeführt werden können, auch wenn es im Handgemenge nicht immer einfach ist, eine bestimmte Einheit anzuwählen. Mit einer Gruppe Headbanger lässt sich die gegnerische Armee überrennen, Biker hinterlassen auf Kommando eine Flammenspur und mit dem Felsbrecher-Panzer beschwört Ihr mit einem Gitarrensolo den Zorn der Metal-Götter.

Gitarrensolos gehören überhaupt zu Eddies wertvollstem Repertoire, ähnlich wie in The Legend of Zelda – Ocarina of time können durch bestimmte gespielte Lieder diverse Menschen oder Gegenstände beeinflußt werden, denn ein korrekt durchgeführtes Solo kann unter anderem die Truppenmoral kurzfristig stärken, Drachenstatuen befreien, Gesichter der Gegner schmelzen lassen (sehr belustigend) oder einen brennenden Zeppelin (sehr schöne Hommage an Led Zeppelin) vom Himmel fallen lassen.
Und wie auch Link in OoT, erlernt Eddie im Verlauf des Abenteuers immer weitere Songs.


Master of the Puppets

Alles in allem  erhält man mit Brütal Legend durchaus ein komplexes und sinnvoll steuerbares RTS präsentiert, doch zum Leid des Singleplayer-Modus dauert es eine gute Weile, bis das Gameplay an Fahrt aufnimmt.
Zu Beginn verfügt ihr nur über eine handvoll Einheiten, könnt nicht fliegen und beachtet man dabei die kurze Spielzeit habt ihr auch relativ wenig von euren letzteren Einheiten.
Nach gut 7 Stunden (ohne Zusatzmissionen) ist der Spaß auch schon vorbei. Zwar lohnt sich das wieder einlegen um Songs freizuspielen oder um Geheimnisse zu entdecken, jedoch bietet eher der Multiplayer die Motivation am Spiel dranzubleiben.

Den dieser kann sich wirklich sehen lassen. Hier könnt ihr sowohl auf die gute als auch auf die böse Seite zugreifen und habt von Beginn an unterschiedliche Einheiten.
So kämpfen die Drowning Doom mit Zombie-artigen Emo-Punks, unheimlichen Bräuten während Doviculus ein Heer von Leder-Dämonen, Bondagekillernonnen oder dem gewaltigen Hasskäfig in die Schlacht schickt. Die drei Armeen bieten verschiedene Siegesoptionen und dien Mehrspieler-Partien liefen problemlos und spassig ab.

Tribute

Wie bereits erwähnt lebt Brütal Legend von den Klischees und Gegebenheiten des Heavy Metal.
Da verwundert es nicht das der Soundtrack eine Ansammlung von Legendären Rock Songs beherbergt. Judas Priest, Iron Maiden, Black Sabbath, Motley Crue… die Liste könnte ewig gehen. Mit übe 100 verschiedenen Tracks ist für jeden Fan etwas dabei.
Gleichermassen freuen dürften die Auftritte verschiedener Legenden im Spiel. Neben Black Sabbath Frontmann Ozzy Osbourne, erfüllen unter anderem auch Motörhead Bassist Lemmy Kilmister und Judas Priest Sänger Rob Halford eine Rolle im Spiel.
Hardcore Fans sei an dieser Stelle die original Synchro empfohlen. Denn nur Ozzys typische Birminghamer Schnautze verleiht seinem Charakter die nötige Authentität.

Brütal Legend ist sicherlich kein technisches Meisterstück, denn die weitläufige Welt leidet unter oft leeren Feldern, Pop Ups und verwaschenen oft grauen und langweiligen Texturen.
Besonders dann wenn man schnell mit dem Auto unterwegs ist gerät die Bildrate gerne einmal ins straucheln.
Die Stärke ist aber ein grandioses Artdesign, das nicht nur in den comic-haften Charakteren und Kreaturen, sondern auch der fantasievoll und abwechslungsreich gestalteten Landschaft steckt. Besonders die Lichtverhältnisse, die tropischen Wälder, der düstere Friedhof  oder wenn eine verlassene Braut der Drowning Doom in der Schlacht der Welt sämtliche Farben entzieht, sind überaus atmosphärisch.

  • Plattform: Xbox 360, Playstation 3, PC
  • Publisher: EA
  • Entwickler: Double Fine Productions
  • Genre: Hack n Slay / Strategie
  • Release: 15. Oktober 2009
  • USK-Freigabe: 18

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